Schlehe (Prunus spinosa)
Volksnamen: Hagedorn, Heckendorn, Sauerpflaume, Schwarzdorn. Die Namensherkunft ist ungewiss, möglicherweise stammt das Wort Schlehe aus dem althochdeutschen sleha oder dem slawischen sliva für Zwetschge (Slibowitz= zwetschgenschnaps). Prunus war die römische Bezeichnung für die Pflaume. Der Artname spinosa bedeutet dornig.
Bei einem Spaziergang trifft man häufig auf Schlehenhecken. Im frühen Frühling sind sie mit wunderbaren kleinen weißen Blüten bedeckt. Verwechseln könnte man sie mit dem Weißdorn, doch bei den Schlehen sind die Blüten, anders als beim Weißdorn, vor den Blättern da. Die Früchte der Schlehe erinnern im Aussehen an kleine Pflaumen und sind besonders nach dem ersten Frost sehr schmackhaft.
Botanisches:
Botanisch gehört die Schlehe zur Gattung Prunus und ist damit direkt verwandt mit der Pflaume und der Kirsche.
Schlehen wachsen als dornige Stäucher und sind bis zu 3 m hoch. Sie tragen weiße Blüten mit 5 Blütenblättern. Blütezeit ist März - April. Die Früchte reifen im Spätsommer bis zum Herbst. Sie schmecken sauer und sind häufig blau bereift. Sie können später auch schwarz werden.
Die Schlehe wächst in ganz Europa an Waldrändern, Hecken und an Feldrändern. An den Enden tragen die Zweige Dornen. Die kleinen Blätter sind elliptisch und am Rand gesägt. Die Früchte reifen bis in den Oktober. Nach den ersten Nachtfrösten verliert sich ihr herber Geschmack.
Die Pflanze ist kalkliebend. In den Alpen kann man den Strauch bis zu einer Höhe von 1500 m antreffen.
Giftstoffe:
Schlehen sind ungiftig. Den Blütentee sollte man nicht überdosieren. In den Blüten könnten Spuren eines Blausäureglykosids vorhanden sein.
Wesen der Pflanze
Schlehenfrüchte gelten als Kraftspender und Lebendigmacher. Das Prinzip ist: "kraftvoll und konzentriert lebe ich im Augenblick". Außerdem ist sie eine beschützende Pflanze.
Heilwirkung und medizinische Anwendung:
Die Blüten enthalten Flavone, Cumarine und Amygdalin, ein Blausäureglykosid, welches beim Trocknen abgebaut wird.
Die Blätter enthalten zusätzlich Gerbstoffe und Bitterstoffe.
Die Früchte enthalten reichlich Vitamin C, Fruchtsäuren, viele Gerbstoffe, Flavonoide, pektin, Zucker, Harz.
Die Kerne enthalten mehr Blausäure und sollten nicht mitgegessen werden!
Vorwiegend die Blüten, doch auch die Blätter werden als leichtes Abführmittel verwendet. Sie haben auch harntreibende Wirkung. Das Mus aus den Beeren wird bei Appetitlosigkeit gegeben.
Die Blüten, Rinde und Früchte wirken
zusammenziehend (adstringierend),
harntreibend, schwach abführend, fiebersenkend, magenstärkend und entzündungshemmend. Auch die Funktion der Schlehe als Blutreinigung ist in der Volksheilkunde wohlbekannt. Ein Blütenaufguss wird
besonders bei Kindern bei Durchfallerkrankungen, bei Blasen- und Nierenproblemen und Magenbeschwerden eingesetzt. Schlehenelixier gilt als geeignetes Stärkungsmittel (z. B. Fa. Weleda
Schlehenelixier aus Wildfrüchten) nach Infektionskrankheiten. Doch auch die Abwehr wird durch die Schlehe gestärkt. Zudem wirkt sie aktivierend.
Einen Tee aus den Schlehenblüten kann man als mildes Abführmittel und zur Stärkung des Magens trinken. Auch bei Hautproblemen, Verschleimung und gegen geschwollene Füsse kann der Schlehenblüten-Tee helfen.
Historisches zur Schlehe
Bereits in der Steinzeit wurden in Mitteleuropa Schlehenfrüchte gesammelt. Hiervon zeugen Pflanzenreste in Kugelamphoren-Keramik oder Abdrücke der Kerne an neolithischen Tongefäßen. Im Mittelalter wurde aus der Rinde Tinte gewonnen. Man nannte sie Dornentinte. Aus der Schlehenrinde gewonnene rote Farbe wurde zur besseren Haltbarkeit von Käse eingesetzt. Schlehenblätter dienten auch als Tabakersatz.
Dem dornenreichen Strauch wurde auch eine starke Schutzwirkung gegen Hexen nachgesagt. Weiden und Höfe wurden häufig mit
Schlehen umpflanzt, so wurden böse Geister ferngehalten. Zahlreiche Legenden befassen sich mit den auffallend reinweißen Blütenschmuck der Schlehe. In Posen wird berichtet, dass der kreuzdorn der
Schlehe unterstellte, ihre zweige für die Dornenkrone Jesu bereitgestellt zu haben. Um die Unschuld der Schlehe zu zeigen, schüttete Gott unzählige weiße Blüten über die Schlehe aus.
Schon zu zu Zeiten der Pfahlbauten fand die Schlehe Verwendung. Auch in der arabischen Medizin wurde die Schlehe verwendet, ebenso in der Antike. Plinius (römischer Autor), Dioscurides (griechischer Autor), Galen (griechischer Autor) und die Klostermedizin (z. B. Hildegard von Bingen) im Mittelalter, erwähnten die Heilkraft der Schlehe.
Schlehenrezepte (Heilsames und Leckeres)
Aufguß aus Schlehenblüten
Sie brauchen dazu 2 TeelöffeL Schlehenblüten und 250 ml Wasser
Übergießen Sie die Blüten mit kochendem Wasser. Ca. 3 - 4 Minuten ziehen lassen, dann absieben und in kleinen Schlucken trinken.
Schlehenblütenöl
Sie brauchen dazu Schlehenblüten und ein gutes Öl, zum Beispiel Mandelöl, Rotöl (mit Johanniskraut) oder Jojobaöl.
Geben Sie die Blüten in ein Glas und füllen Sie dies mit Öl auf. Dann 4 Wochen stehen lassen und ab und an umrühren. Dann absieben und in ein dunkles Glas umfüllen.
Das ÖL strafft und glättet die Haut und hilft auch bei Schwangerschaftsstreifen.
Mundspülung aus
den Beeren
Sie brauchen dazu 2 TL getrocknete Früchte Beeren und 250 ml Wasser.
Die Beeren mit kochenden Wasser übergießen, dann zehn Minuten stehen lassen und schließlich absieben. Dann abkühlen lassen.
Gurgeln Sie damit oder verwenden Sie die Flüssigkeit als Mundspülung.
Schlehenmus
Zutaten:
500 g Schlehen, 250 g Zucker, ein halber Teelöffel Zimt, 1 Vanilleschote, etwas Kirschwasser
Schlehenmus ist ein kräftigendes Stärkungsmittel.
Zutaten:
2 kg Schlehenfrüchte, etwa 750g Zucker, 1 Messerspitze Nelkenpulver (oder 4 Nelken), 1 TL Zimtpulver
Der Schlehen-Sirup ist herb und erfrischend. Man kann ihn z. B. mit gekühltem Sekt aufgießen. Außerdem schmeckt er zu Grießbrei, Pudding oder Eis.
Schlehenlikör
Zutaten:
500g Schlehenfrüchte, 4 Gewürznelken, eine Stange Vanille, 750 ml Korn, Wodka oder Gin (hochprozentig 38 %), ein Pfund Zucker und ca. 200 ml Rotwein.
Schmeckt sehr lecker ...